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Der Color-MirrorCube
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Hier folgt nun die alte Version des Artikels mit den Links in den alten Blog:
Mein aufwändigstes Bastelprojekt aus meiner ersten USA-Bestellung stelle ich hier vor, den Color MirrorCube, einen Zauberwürfel mit 2 unterschiedlichen Lösungen. Ganz gerne nenne ich ihn auch „Schrödinger’s Cube“, in Anlehnung an Schrödingers Katze, die dafür berühmt ist, dass sie gleichzeitig tot und lebendig ist.
Hier im Artikel stelle ich diesen Würfel vor; außerdem zeige ich den Umbau und ein Video mit beiden Lösungen dieses interessanten Cubes.
Der Color MirrorCube ist also ein Zauberwürfel, den man nie mehr mischen muss, denn er hat 2 verschiedene Lösungen: Einmal nach Form und einmal nach Farbe. „Sehr philosophisch“, wie einer meiner Facebook-Freunde meinte. Manchmal gibt es zwei Wahrheiten nebeneinander, die beide zurecht Gültigkeit beanspruchen, weil sie jeweils ihrer eigenen Logik folgen:
Im Grundzustand liegt der „farbige Spiegelwürfel“ als verdreht aussehender Zauberwürfel im Regal und sagt jedem, der es kann: „Lös! Mich! Jetzt!“. Doch schon nach dem ersten Zug merkt man, dass dieses Gebilde zu gerne seine Würfelform aufgibt. Wenn man ihn (mit den üblichen Zügen z.B. aus der Anfängermethode) farblich löst, erhält man das ’stachelige‘ Gebilde rechts. Und dieses sagt ebenfalls „Lös mich jetzt!“. Diesmal muss er wieder in die Würfelform gebracht werden. Zumindest dieser Lösungsweg ist bisher bei mir jedes mal anders, da ich das Kreuz der ersten Ebene um den Mittelstein baue, wo mir gerade der erste passende Kantenstein ins Auge fällt. Es wird also nicht langweilig, und es gibt auch keine wirkliche Abkürzung zwischen den beiden Lösungszuständen. Meine Cube-App auf dem Handy braucht 22 Züge, um die Farbverteilung links in den farblich gelösten Zustand zu drehen.
Interessieren Euch Details zum Umbau, also wie ich die Vinylfolien auf die passenden Größen zugeschnitten habe, etc? Dann lest hier weiter:
Spiegelwürfel mit neuen Stickern zum Color-MirrorCube umbauen
Inzwischen gibt es wohl fertige Sticker-Sets für einen solchen Umbau. Ich zeige aber hier, wie ich es gemacht habe, mit Selbst-Zuschneiden der Sticker aus Folien:
Benötigt werden für den Umbau 1 Mirror Cube, den man ‚opfern‘ möchte, ferner die Vinylfolien zum Zuschneiden der Sticker, sowie einen normalen Zauberwürfel als Vorlage, der natürlich unverändert bleibt. Als Werkzeuge habe ich lediglich ein kleines Obstmesser und eine Schere eingesetzt.
Zunächst habe ich den ganz normalen Standard-Zauberwürfel zunächst gelöst (sicherheitshalber, um zu überprüfen, ob er nicht versehentlich falsch zusammengesetzt ist) und dann möglichst gründlich neu gemischt. Wie Ihr auf dem Foto seht, sind zwei benachbarte Steine doch noch nebeneinander geblieben, aber ansonsten ist alles perfekt vermischt. Wenn man sich einmal für eine Durchmischung entschieden hat, darf er danach bis zum Ende des Umbaus nicht mehr verändert werden.
In einem Cubing-Forum habe ich einen Thread namens „Mirror bunt!!?“ gefunden, in dem für den Umbau ein anderer Weg empfohlen wird: „Kauf dir einen Mirror blocks und verschieden farbige Sticker (Kannst du auch selbst machen), lös die alten Sticker ab, Scramble ihn wie du willst. Und wenn dir eine Form gefällt dann mach die Sticker so drauf, dass er gelöst ist. Kannst ihn dann auf 2 Weisen lösen“. Bei dieser Vorgehensweise muss man allerdings Sticker auftragen, während der Patient gerade nicht in Würfelform ist; also auf einem wackelig liegenden Gebilde, in Vertiefungen, etc. Daher empfehle ich, so vorzugehen, wie ich es gemacht habe, also den Cube in Würfelform zu bestickern und dabei einen verdrehten Standardwürfel als Vorlage zu verwenden.
Der MirrorCube sollte somit im gelösten Zustand sein, also in Würfelform. Mit dem Küchenmesser lassen sich die silbergrauen Sticker ohne Zerreißen abziehen (wenn nicht: Tipp im Video unten) und auf die Rückseiten der farbigen Vinylfolien kleben. So braucht man nicht messen und zeichnen, sondern kann ganz bequem Feld für Feld anhand der Konturen des alten Stickers ausschneiden.
Die zugeschnittenen Sticker lassen sich dann gut mit der Messerspitze von der Trägerfolie ablösen und auf dem freien Feld des Würfels passend aufsetzen und mit den Fingern andrücken.
So habe ich schön der Reihe nach entsprechend dem Vorlagewürfel erst den weißen Sticker zugeschnitten, dann rot, blau und gelb, wie man auf dem linken Foto sieht. Es braucht schon etwas Geduld und Sorgfalt, aber in ca. 15-20 Minuten war die erste Seite fertig gestickert – siehe rechts.
Übrigens habe ich die Sticker nicht einfach nur rechteckig ausgeschnitten, sondern auch jeweils alle 4 Ecken ein wenig schräg abgeschnitten, damit sie sich nicht so leicht ablösen. Man kann auf dem Foto gut erkennen, dass dies nicht immer ganz gleichmäßig wird.
Seite für Seite habe ich so fertiggestellt. Recht bald bin ich dazu übergegangen, die gleichfarbigen Sticker einer Seite jeweils in einem Arbeitsgang zu übertragen – im Bild rechts beispielsweise die 4 orangen Sticker.
Nach knapp 2 CD-Längen waren alle 54 Felder neu bestickert. Jetzt kam der spannende Moment, diesen farblich verdreht aussehenden Zauberwürfel nach Farben zu lösen. Wie die Bilder in der nächsten Reihe zeige, kann man ihn im farblich gelösten Zustand kaum als „Würfel“ bezeichnen. Bevor er wieder in seinen kleinen Transportkarton passt, muss er also erst wieder in die Würfelform gebracht werden.
Mischen ist also bei diesem Gebilde gar nicht mehr nötig. Wenn man ihn nach Farbe löst, kann man bei Bedarf die Farbe der ersten Ebene wechseln (farbneutrales Lösen), dann wird es auch nicht langweilig, wenn man jedes mal mit dem gleich verdrehten Würfel beginnt. Ebenso wechsel ich beim Lösen nach Form auch die Farbe des Mittelsteins der ersten Ebene – dadurch läuft auch dieser Lösungsweg jedesmal anders ab.
Insgesamt finde ich den farbigen Mirror Cube sehr empfehlenswert; der Umbau hat sich gelohnt. Es gibt zwar (neben unzähligen Varianten einfarbiger/spiegelnder Mirror Cubes) auch einen sechsfarbigen MirrorCube im Web zu kaufen, aber bei dem gibt es nur eine Lösung: Hat er die Würfelform, sind auch die Farben gelöst. Damit unterscheidet er sich bezüglich der Lösung nicht vom Standard-Zauberwürfel, was ihn uninteressanter als die normalen Mirror Cubes ohne verschiedene Farben macht. Da finde ich meine Selbstbau-Variante spannender.
Daher: Klare Empfehlung für alle, denen der normale 3x3x3 allmählich zu eintönig wird. Besorgt Euch 2 preiswerte Mirror Cubes und passende Sticker bzw. Folien, und baut einen davon um. Ihr braucht keine neuen Züge zu lernen und habt dennoch eine Menge neuen Würfelspaß.
Für alle, die etwa 20 Minuten ihrer kostbaren Lebenszeit mit einem Youtube-Video vom Umbau verplempern möchten, habe ich auch dieses hochgeladen. Es beinhaltet nicht viel Neues gegenüber dem oben geschriebenen. Und es hat eine ungünstige Kamera-Perspektive bzw. ich hab den Würfel oft nicht günstig gehalten. Aber schaut selbst, wenn Ihr nix Besseres zu tun habt:
Den Color MirrorCube nach Farbe und nach Form lösen
Zum Schluss zeige ich noch die beiden Lösungen als Video. Zunächst hat der Color MirrorCube die Würfelform und wird nach Farbe gelöst. Und dann wird er wieder zurück in die Würfelform gebracht. Alles ausschließlich mit Zügen der Zauberwürfel-Anfängermethode, die ausführlich hier im Blog beschrieben wird. Im Video von 2013 ist es zwar noch die alte Anfängermethode, aber mit der neuen geht es mindestens genauso einfach.
So, das war’s erst einmal zum Color MirrorCube. Falls Euch das gefällt, würde ich mich über Kommentare sehr freuen. Ebenso natürlich bei Fragen, Anregungen, etc.
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Wie schon Stanislaw Lem schrieb, muss man nur lange genug warten, dann erfüllt sich jede Prophezeiung. Lentikular- AKA Wackelbildsticker, für Cubes, die je nach Perspektive verdreht oder gelöst aussehen.
https://oliverstickers.com/two-face-3x3x3.html?filter_name=lenticular
Tony Fishers Kommentar dort: „Satan’s Rubik’s cube puzzle“
Und ich dachte, das wäre der Pentacle. Kein Wunder, dass das mit dem Dämonenbeschwören, um meine Seele gegen bessere Solves einzutauschen nicht geklappt hat.
Den gibt’s doch jetzt fix und fertig vom Original-Hersteller als Rubik’s Impossible.
Für manche ist Quantenmechanik ja ein Horror https://oliverstickers.com/horror-mirror.html
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Oberflächenbeschaffenheit … hmm.
Ich fürchte, für Geruch und Temperatur reicht die Ortsauflösung des entsprechenden Sinns nicht aus. Ein Jammer, wenn man bedenkt, dass Geruchsplastik kein Problem wäre https://www.planeteternia.de/cgi-bin/news.pl?newID=2246
Mir sind keine orientierten Mirrorcubes bekannt. Gibt es solche? Er würde sich ja geradezu anbieten, orientiert zu werden, z.B. durch einen Punkt an der Ecke des Mittenauflebers, der zur kleinsten Ecke zeigt. Das müsste doch eigentlich reichen, oder? Es geht beim Orientieren ja nur um die Mitten, also gibt es keinen Grund, alles mit Pfeilen zu pflastern, außer das man am Normalwürfel nicht sofort sieht, was die richtige Mittenorientierung ist, sondern diese irgendwie vereinbart werden muss d.h. man muss sich für jede Mitte merken, auf welche Seite der Pfeil zeigen soll..
„Wie Ihr auf dem Foto seht, sind zwei benachbarte Steine doch noch nebeneinander geblieben, aber ansonsten ist alles perfekt vermischt.“
Das ist eine interesante Frage, ob man das verhindern kann. Der maximaldurchmischte Zustand, sieht ja leider sehr geordnet aus.
Faszinierende Idee.
Geht daqs auch mit Pfeilen/Dreiecken, so dass man nach Form, Farbe, Orientierung und Farbe mit Orientierung lösen kann?
Das Prinzip ist erweiterbar. Kannst Du auch nach Oberflächenbeschaffenheit, Geruch oder Temperatur ergänzen. 😉
Heute plötzlich ist es mir eingefallen. Oberflächenbeschaffenheit gibt es schon lange und Du hast höchstwahrscheinlich auch schon davon gehört. Das nennt sich https://braillecube.com/
Auch ne schöne Variante. Ich dachte eher an Plüsch, Klebefilm, Gras, Stacheldraht, Glassplitter und Eichenrinde. 😉
Mag in SM-Kreisen Anklang finden. Wobei ja manche Cubing eh schon für Masochismus halten.
Gibt es auch von Rubik’s:
https://eu.rubiks.com/rubik-s-touch-cube.html
Danke für den Hinweis. Jetzt müsste nur noch Rubik überzeugt werden, die Idee von Roland umzusetzen.
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