Die ERSTE Zauberwürfel-Anleitung

Im Juni 1980 erschien in Deutschland der Zauberwürfel, und damit ging hierzulande der große und legendäre Zauberwürfel-Boom los. Denn nur sehr wenige hatten sich schon vorher einen „Büvös Kocka“ aus Ungarn besorgt. So wurde der Zauberwürfel DAS Symbol der 1980er Jahre.

Irgendwann 1980 oder 1981 begann auch ich, am Zauberwürfel zu drehen. Da war ich 13 oder 14. Anfangs ohne Anleitung; ich habe 2012 mal was über meine Lösung aus dem vorigen Jahrhundert geschrieben, und es war ein ziemlich chaotisches Herumprobieren, nur manchmal von Erfolg gekrönt.

Mein Lösungs-Mischmasch von damals bestand aus Schulhof-Tipps von Klassenkameraden, diversen Büchern (siehe Foto) und irgendwelchen Zeitschriften-Kopien vom Mathelehrer, die leider nicht mehr erhalten sind. Vermutlich der Artikel aus obiger Zeitschrift.

Meine Zauberwürfel-Bücher sind allerdings alle von 1981 und 1982. Ebenfalls 1981 erschien die Lösung im „Spiegel“ (siehe hier: Schrei Hurra! Schmeiß ’ne Runde!). Doch die Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“ war meines Wissens die erste, die eine deutschsprachige Zauberwürfel-Lösung veröffentlichte. Und zwar in der Ausgabe von November 1980, die Ihr oben sehen könnt. Leider war dieser legendäre Artikel bisher nicht online verfügbar, aber das will ich hier nun ändern.

Also habe ich den Verlag angeschrieben und gefragt, ob sie mir vielleicht die 4 Seiten scannen würden, und ob sie es vielleicht sogar gestatten würden, wenn ich diese hier im Blog zeige. Die Antwort aus der Redaktion lautete:

„Wir freuen uns, wenn Sie den Artikel aus unserer Ausgabe von 1980 erwähnen. Wenn Sie den Artikel veröffentlichen wollen, dann bitte ohne Bilder. Für diese haben wir keine Rechte zur Weitergabe.“

Sehr freundlich, finde ich. Großes Lob und herzlichen Dank für das Okay an die Redaktion von Bild der Wissenschaft. Daher freue ich mich, hier nun die ERSTE Zauberwürfel-Anleitung auf Deutsch präsentieren zu können.

Da der Artikel „ohne Bilder“ unverständlich wird, habe ich mir die Mühe gemacht, die Fotos nachzustellen und anstelle der (schöner aufgenommenen) originalen Fotos einzufügen. War eine interessante Übung, quasi „Match the Scramble Picture“. 🙂

Falls Ihr Euch fragt, wie ich denn an das Foto des Heftes komme, wenn ich doch den Verlag gebeten hatte, den Artikel einzuscannen: Nach einem Tipp in unserer WhatsApp-Cubinggruppe habe ich mir die Hefte von November und Dezember 1980 auf Ebay besorgt. Es gab gerade ein passendes Angebot. Glück gehabt.

Nun also der Artikel aus „Bild der Wissenschaft“ von November 1980:


Nochmal der Hinweis: Die Bilder wurden aus rechtlichen Gründen ausgetauscht gegen eigene Fotos, die exakt gleich verdrehte Würfel und die entsprechenden Markierungen enthalten. Nur weniger schön fotografiert und ohne die hübschen Spiegelungen, dafür aber mit den gleichen Fehlern bzw. Ungereimtheiten. 😉

Wie klappt es mit dieser Anleitung?

Wenn Ihr wollt, könnt Ihr ja mal probieren, nach dieser Anleitung Euren Cube zu lösen. Möglichst alles Vorwissen ausblenden (auch das „U“ für „Up“ steht und nicht für „Unten“) und versuchen, alles nötige aus dem Artikel zu lernen. Ich hab’s nicht geschafft.

Aber wie ich hier schon angedroht hatte, gibt es nun ein Video, das zeigt, wie mein 13jähriges Ich im Jahr 1980 an dieser Anleitung scheitert. Da ich mir für fast keine Peinlichkeit zu schade bin, habe ich meine derzeitige Coronalockdown-Matte zu meinem gefürchteten 1980er-Jahre-Scheitel gestylt (naja…) und hab mir sogar aus Alufolie eine Fake-Zahnspange gebastelt, hab meine Videokamera und meinen ersten Farbfernseher aus dem Keller geholt 😉 und meinen Versuch mit dieser Anleitung dokumentiert. Ist viel zu lang geworden, ich weiß.

Zum Glück habe ich nach der fürchterlich streifigen Einleitung eine neue Videokassette eingelegt, so dass der Hauptteil des Films besser aussieht. Zwar zuckt das Bild ständig leicht nach oben, und auch die obligatorischen Farbkanten gehörten damals halt dazu. Aber für ein Video von 1980 ist die Bildqualität doch erstaunlich gut. 😉

Übrigens: Natürlich weiss ich, dass Farbfernseher und Telefon deutlich älter sind als von 1980. Aber warum sollten sie 1980 nicht noch in Betrieb gewesen sein? Und mir ist auch klar, dass es auf einer so hellen Bildröhre keine Bilder mit satt schwarzen Bildteilen gibt. Es sah halt bescheuert aus, wenn ich die Bildröhre noch stärker abgedunkelt hätte. Und wenn ich das Video derart kontrastarm und mit weniger Pixeln gezeigt hätte, wie es korrekt gewesen wäre, würdet Ihr nichts erkennen. Trotzdem Danke an Wikimedia für den ausgeliehenen Fernseher. 🙂

Die Packung in der der Würfel anfangs steckt, ist übrigens auch nicht original Rubik’s. Die damals waren zylindrisch, also ohne „Kuppel“. Aber so eine hab ich nunmal nicht mehr. Die beiden Cubes sind dafür original. Den stark klemmenden Rubik’s Cube mit japanischem Farbschema hab ich auf den Dutch Cube Days 2019 ergattert, und der mit den markierten Centersteinen ist nicht „von einem Schulfreund“, sondern mein originaler Cube von damals.

Wenn Ihr genau schaut, dann seht Ihr übrigens, warum ich mehrfach an dem Zug K8 gescheitert bin. Hab halt doch manchmal „U“ mit „Up“ verwechselt, obwohl es hier in der Notation ja bekanntlich für „Unten“ steht. Trotzdem zeigt das Video hoffentlich, dass diese erste Zauberwürfel-Anleitung keineswegs trivial war und man noch einiges zu knobeln hatte, um den Cube hiermit zu lösen.

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4 Antworten zu Die ERSTE Zauberwürfel-Anleitung

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  4. Hans-Jürgen sagt:

    Ein überaus beeindruckendes Literaturverzeichnis gibt es von Georges Helm:
    http://cube.helm.lu/myweb/cubbib.htm
    Das CSV-Format hat einige Fehler, manche Zeilen haben verschobene Spalten.
    Bei den ganz alten Publikationen dürfte es enorm schwer werden, diese zu finden.

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