Gestern bin ich in der Reddit-Gruppe r/Cubers auf eine interessante Sache gestoßen, die ich noch nicht kannte: CuSHan, das steht für Cubing Short Hand, und es ist eine alternative Methode zum Darstellen von Zügen auf dem Zauberwürfel. Also eine Alternative zur üblichen Notation mit Buchstaben. Und das sieht etwa so aus:
Die Website cushan.io erklärt dieses neuartige Notations-System ausführlich, auch mit einem Youtube-Video. Wie man der Abbildung aber schon entnehmen kann, sieht der gespiegelte Sexy-Move andersartig aus als der normale. Das Gleiche gilt für Sune und L-Sune, die rechts nebeneinandergestellt sind. Wenn nur rechts, oben und vorne gedreht wird, malt Cushan eine einzelne Linie. Wenn die anderen Layer dran sind, wird durch kleine Platzhalter-Linien angezeigt, mit welchem Layer die Drehbewegung ausgeführt werden soll.
Gibt man einem Neuling die erste Abbildung, also R U R‘ U‘, dann wird er vermutlich R U L D drehen, solange er die Regeln von Cushan noch nicht verinnerlicht hat. Ob das wirklich intuitiv ist? Da fände ich es besser, immer die Darstellung mit den Platzhalter-Linien zu wählen.
Erstes Ziel von Cushan ist es wohl, Verwirrungen bei der Drehrichtung zu vermeiden. Bei F oder F‘ bzw. U und U‘ kann man das noch ganz gut nachvollziehen, wo Uhrzeigersinn und wo Gegenuhrzeigersinn ist. Aber hinten und unten ist dies zugegebenermaßen etwas schwieriger; da vertu ich mich ab und zu beim Scrambeln noch immer.
Aber dafür gibt es ja seit Anfang der 1980er-Jahre eine Lösung: Pfeilgrafiken. Das Bild rechts stammt aus dem Buch „Der Zauberwürfel für Könner“. Ich fand das immer etwas mühsam. Vor Allem, wenn man sich selbst herausgefundene Algorithmen notieren möchte.
Daher verwende ich in meiner Anfängerlösung Pfeilgrafiken „in 3D“, die zusätzlich die Buchstaben der üblichen Notation zeigen:
Ich denke, damit ist das Problem der verwirrenden Drehrichtungen gelöst, und gleichzeitig gewöhnt man sich schon an die Buchstaben, so dass man schon bald in der Lage ist, sich Algorithmen auch selbst einfach notieren zu können.
Allerdings, das muss ich zugeben, ist die Darstellung dieses Zuges in Cushan auch ganz hübsch. Der Generator erkennt automatisch den Sexy-Move in der Mitte und stellt das F bzw. F‘ davor und dahinter.
Also: Was leistet Cushan, ist das eine sinnvolle Neuerung? Mein persönlicher Eindruck bisher ist: Es wird mit viel Aufwand versucht, ein Problem zu lösen, dass es gar nicht gibt. Der Entwickler hat viel Gehirnschmalz investiert, und eine klasse Website + Youtube-Video dazu gemacht. Aber braucht man Cushan? Kann es Anfängern helfen? Ich bin da skeptisch. Und ich hoffe, dass wir bei Wettbewerben zum Scramblen nach wie vor Zeilen wie
F U2 L2 B2 F‘ U L2 U R2 D2 L‘ B L2 B‘ R2 U2
bekommen, und nicht solchen Spaghetti-Code wie Cushan daraus macht:
Aber auch wenn mir der praktische Nutzen nicht wirklich einleuchtet, so finde ich doch, dass Cushan eine interessante Entwicklung ist. Irgendwie avantgardistisch. Vielleicht wird Cushan Künstler inspirieren; vielleicht werden sich cubende Teenager auch geheime Botschaften wie rechts zuschicken. 🙂
Aber Cubing-Anfänger sollte man m.E. damit verschonen. Selbst wenn es einfacher wäre: Was nützt es einem im Alltag, Esperanto zu lernen, wenn alle Welt Englisch spricht?
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Roland schrieb: „Selbst wenn es einfacher wäre: Was nützt es einem im Alltag, Esperanto zu lernen, wenn alle Welt Englisch spricht?“
Ich kann mir eine Replik auf diese (wenn auch rhetorische) Frage nicht verkneifen: Esperanto macht einfach Spaß (wie das „Cuben“ auch), und davon kann man im Alltag nie genug haben.
Und dass alle Welt Englisch spräche, ist ein hartnäckiges Gerücht, sonst würde ich meine Brötchen nicht als Übersetzer verdienen können. Fürs Reisen reicht das Englisch ja meist, aber beim Smalltalk wird es dann schon schwierig, von einem nuancierten Ausdrucksvermögen wie in der Muttersprache ganz zu schweigen. Ich bin im Englischen recht fit (dank Studium und Berufstätigkeit in GB), erreiche das Niveau englischer Muttersprachler aber meist auch nur annähernd. Das Gefühl brauche ich beim Austausch mit anderen Esperanto-Sprechern nie zu haben – egal, ob es um Banalitäten, ernste Diskussionen oder wissenschaftliche Vorträge geht. Da steckt eben auch eine besondere Philosophie dahinter. Aber jetzt mache ich doch zu viel Propaganda …
Auf den Punkt gebracht: Die CuSHan-Notation ist vielleicht eine nette Spielerei, aber wohl ohne Zusatznutzen; bei Esperanto liegt die Sache meiner Einschätzung nach ein bisschen anders. So, das musste ich einmal loswerden 🙂
Hi Klaus, Danke für diese Einschätzung. Kommt man denn bei Personen, die kein Englisch können, mit Esperanto weiter? Bei Spaniern oder Franzosen vielleicht ein bisschen, aber bei Japanern wird’s schwierig, oder?
LG, Roland
Na ja, wenn man auf der Straße jemanden anspricht, egal wo (Ausnahme vielleicht: Herzberg am Harz – die Esperantostadt :-), ist die Chance, auf einen Esperantokundigen zu treffen, verschwindend gering. Dafür gibt’s einfach zu wenig von uns; der Sprachunterricht findet ja in recht kleinem Rahmen statt, nicht als Schulfach. Wenn ich irgendwohin fahre, kontaktiere ich im Internet lokale Esperanto-Sprecher und treffe mich mit denen (mit Esperanto rennt man offene Türen ein). Das funktioniert auch in asiatischen Ländern ganz gut. An die jeweilige Aussprache muss man sich meist erst etwas gewöhnen, aber Japaner z. B. haben im Esperanto auch nicht mehr Schwierigkeiten als mit der englischen Phonetik.
Das hört sich nett an. Vielen Dank für Deine Erklärungen.
Viele Grüße, Roland
Tio sonas bele. Dankon pro viaj klarigoj.
Multajn salutojn, Roland de Google 😉
Was würden wir ohne Google machen?
Bonan kubumadon! (Da irrt übrigens DeepL.)
Pingback: Freshcuber-Podcast, Folge 27 | Rolands Zauberwürfel-Blog – freshcuber.de
Die Überschrift der Seite erinnert an:
https://tokyoflash.com/products/spider-acetate-transparent-lcd-watch
Leider fehlt im Museum eine mit noch ähnlicher Anzeige/Schriftart…
Interessant 🙂