In diesem Artikel meiner Serie über Bluetooth-Smartcubes soll es um den GAN ROBOT gehen, der ebenfalls mit der Cubestation App und dem Gan 356 i2 (sowie den anderen Smartcubes von Gan) zusammenarbeitet.
Der Gan Robot ist bisher die einzige kommerzielle, also frei verkäufliche Zauberwürfel-Lösemaschine in Serienproduktion. Alles, was es dazu bisher zu sehen gab, waren Einzelstücke.
Die ersten Zauberwürfelmaschinen gab es bereits in den 1980er Jahren, und wie ich im Artikel Roland, Jäger des verlorenen Schatzes gezeigt habe, bin ich zu Beginn meiner Ausbildung damals schon (1987) auf eine Würfelmaschine aufmerksam geworden; eine der schönsten weltweit, würde ich sagen. Mit faszinierender Feinmechanik, da Schrittmotoren glaub ich damals noch viel zu teures Neuland waren. Einen kurzen Rückblick darauf gibt es auch im folgenden Video, aber ausführlicher wird die Scharstein-Würfelmaschine im hier verlinkten Artikel präsentiert.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Würfelmaschinen, die mit LED-Systemen oder Kameras erfassen, wie der Zauberwürfel verdreht ist, hat der Gan Robot diese Möglichkeit nicht. Daher muss er den Zustand des Würfels vom Cube selbst erfahren. Deshalb arbeitet der Gan Robot eigentlich nur mit den Gan Smartcubes zusammen. (Es soll aber angeblich Center Caps für den Gan X und XS geben, damit diese wenigstens gescrambelt werden können). Bisher ist es auch nur die Gan Cubestation App, die den Robot unterstützt.
Im Video sieht man gut, dass der Gan Robot zunächst zwei Drehungen macht, um zu überprüfen, wie der Cube eingesetzt wurde. Danach erst kann die Cubestation App die Lösung berechnen (bzw. sie könnte natürlich vorher schon 6 Lösungen berechnen und dann nur die passende abspielen). Denn der Robot hat ja an der Oberseite keinen Motor, muss also den ganzen Cube mit Drehungen von 5 Seiten (ohne U Moves) lösen. Dabei spielt es natürlich die entscheidende Rolle, welcher Center nicht drehbar ist. Ich habe das ganze Problem mal im Artikel Zauberwürfel lösen, ohne die Oberseite zu drehen erläutert. Dort findet Ihr auch recht leicht zu merkende Algorithmen für diesen „5-Gen“ Spezialfall. Und den Link zum Tingman-Video über den Gan Robot mit Olors legendärem Facepalm findet Ihr dort auch. Doch jetzt zu meinem Video, wo all dies auch zur Sprache kommt:
Was ich erst nach dem Video erfahren habe: Es gibt nicht nur die zwei erwähnten, sondern mittlerweile 3 Versionen des Gan Robot:
- Der erste, schwarze Gan Robot. Deutlich langsamer als die zweite Version:
- Die Limited Edition in Weiß-Blau.
- Wieder schwarz, aber so schnell wie die Limited Edition. Wird V2 genannt, weil die Limited Edition nicht mitzählt.
Ähnlich wie beim Unterschied zwischen Gan 356 i und i2 ist es äußerlich nur schwer zu erkennen, ob man nun die alte oder neue schwarze Variante bekommen hat. Vielleicht hat Ziicube die Restposten der Version 1 günstig ins Sortiment genommen, vielleicht ist es aber auch die aktuelle Version. Freundlicherweise hat Kevin Lee (Cubing Encoded) jedoch mal ein Video gemacht, wo er die Limited Edition gegen die Version 1 antreten lässt. Und so wie es aussieht, entspricht der Robot, den ich von Ziicube geliefert bekommen habe, vom Sound, vom Drehverhalten und von der Geschwindigkeit doch eher der Limited Edition. Es ist also die neue Version. Freufreufreu. 🙂 Beispielsweise Speedcubeshop gibt auch explizit „V2“ auf der Website an. Ich glaube, Gan würde deutlich mehr davon verkaufen, wenn sie wenigstens auf der Packung einen „Version 2“-Aufkleber anbringen würden, damit man nicht denkt, man würde den vergleichsweise langsamen ersten Robot kaufen.
Bei meinen Recherchen hierzu bin ich auch auf dieses Video von Cubing Encoded gestoßen, wo er ebenfalls den Core einzeln verdreht. Einen „Core Only“ Solve habe ich ja auch im Video zum Artikel über den Giiker Supercube und Cubeast gezeigt. Kevin zeigt aber in seinem Video, dass der Gan Robot auch „Core Only“ Solves machen kann. Wie sollte es auch anders sein, wenn doch die ganze Technik bei den Smartcubes immer im Core steckt und die Kanten und Ecken damit nüscht zu tun haben?
Zur Stromversorgung benötigt der Gan Robot eine USB-Buchse, die 10 Watt abgeben kann. Bei 5 Volt sind das 2 Ampere, würde ich mal sagen. Das ist mehr als die Standard-Ausgangsleistung von USB-Buchsen am PC, aber ein gutes Netzteil oder eine Powerbank sollte ausreichen. Bisher hat es mit der im Video gezeigten Powerbank gut funktioniert. Falls es Probleme mit dem Gan Robot gibt, würde ich jedenfalls die Qualität der Stromversorgung in die Fehlersuche mit einbeziehen.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die Entwickler von Gan (oder Mr. Cubeast, Mr. Hakatashi bzw. andere fähige Programmierer für Bluetooth-Smartcubes) sich mehr Gedanken um interessante Anwendungen für den Robot machen. Zunächst einmal, dass die gezeigten Funktionen in der App z.B. für Scrambles mit gelöstem F2L besser zum Training nutzbar sind. Aber denkbar wären auch weitere Funktionen. Beispielsweise das Erzeugen von Zauberwürfel-Mustern. Oder dass man gegen seine bisherige PB antrainiert; der Gan Robot also einen Modus hat, wo er langsamer dreht. Um dann gegen ihn zu battlen, bräuchte man allerdings einen zweiten Smartcube. Zum Glück kosten die ja inzwischen weniger als die Gan Flagship Cubes, und weil der Gan 356 i2 seinen Akku immer so schnell leer hat, habe ich mir nun den Gan 356 i Carry (mit Knopfzellen-Batterie) ohnehin schon bestellt. Der hat zwar keinen Lagesensor, aber für die Zusammenarbeit mit dem Gan Robot ist der ohnehin nicht wichtig.
Insgesamt kann ich mich wie im Video dem Fazit von Tingman nur anschließen. Niemand braucht den Gan Robot. Eine unnötige Spielerei mit geringem praktischem Nutzen. Das Scrambeln dauert auch nicht viel länger als dieses ständige Einsetzen und Herausnehmen aus dem Robot. Und lösen will man ja selber; sonst kann man sich ja gleich ein neues Hobby suchen. 😉 Aber irgendwie ist der Gan Robot doch sehr cool, und man will ihn gerne jedem zeigen. 😎 Ich freu mich jedenfalls schon drauf, wenn ich ihn bei künftigen Cube-Workshops und Cubing-Treffen zur Unterhaltung der Besucher vorführen kann.
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Ich habe nun auch den GAN Robot (V2) und den 356 i2 (Danke für den Shop-Tipp mit DDP-Versand!) und finde den Robot auch mega! Vom 356 i2 bin ich allerdings ein wenig enttäuscht: Mir misslingen eine ganze Menge Muscle-Memory Move (OLL/PLL) die bei anderen Cubes sehr sicher sitzen. Er ist einfach etwas zu locker (und damit schwer kontrollierbar bei hoher TPS) und das Spiel lässt sich nur in 2 Stufen (0,6+0,8 Einheit?) einstellen. Das ist deutlich mehr Spiel als ich beim 11M nutze. Selbst billige Cubes mit Schrauben kann ich etwas „enger“ stellen (einfache Probe: 2 gegnüberliegende Kanten vom Center wegziehen). Die Federn habe ich bisher noch nicht getauscht, erwarte mir aber nicht viel davon. Vielleicht bin ich vom 11M aber mittlerweile zu sehr verwöhnt.
Aber zum Robot: Ich nutze ihn ausschließlich zum Scramblen – weil mir manuelles, abgelesenes Scrambeln absolut keinen Spass macht. Insofern habe ich die Investition nicht bereut und mache jetzt deutlich längere Übungssessions inkl. Zeiterfassung. Bisher habe ich einfach auf gut Glück willkürlich gescrambled und nie Zeiten erfasst zum Üben.
Die GAN App (Cubestation) ist dagegen eine echte Katastrophe – zumindest das Starten. Nahezu jedesmal, wenn man mal eben ein paar Solves machen möchte, braucht sie Ewigkeiten zum Starten, da sie vorher lange in Zeitlupe Updates lädt, bis sie einsetzbar ist (ist ja auch im anderen Beitrag zur App hier schon erwähnt worden). Insofern hoffe ich auf zukünftige Verbesserungen der App oder gar alternative App, die auch mit dem Robot umgehen kann. Auch die oft recht lange Pause zwischen den ersten 2 Robot-Moves zur Lagebestimmung und dem Scramblen ist m.E. total unnötig: Zum Scramblen muss schließlich kein langer Lösungsweg vorberechnet werden! Eigentlich müsste das nahezu pausenlos gehen. Stattdessen tritt eine ziemlich zufällige Pause von ca. 1-10Sekunden dazwischen auf.
Hallo Dominik , Du schreibst vom GAN 11M – welchen meinst Du, den Air, Duo usw. Danke Gruß Jo
Ich finde den Robot mega! Er hilft mir sehr immer wieder blitzschnell bestimmte Muster zu erzeugen und zeigt mir dazu auch passende Lösungen an mit Timer… Ich hätte es auch als Anfänger sehr gut gebrauchen können.. Ich kann „unnötige Spielerei“ nicht bestätigen.. Ist also bei meinem Training immer im Einsatz..
Interessant, wie machst Du das denn konkret? Wo in der Cubestation App?
Einfach wenn Robot und Cube mit der App verbunden sind, den Cube einlegen und dann:
Practice -> Timer -> Scramble
Der Robot fänge dann automatisch an mit „Robot Scrambling“. Die „Observing Time“ ist seltsamerweise immer der Rest der 60 Sekunden davon. Meist so 40-50Sekunden, also natürlich deutlich länger als die 15sek WCA-Inspection Time. Aber zum Üben ist das optimal für mich, zumal ich das Cross-Vorausplanen immer noch nicht gut beherrsche.
Die „Muster“ sind unter Practice -> Robot -> Scamble Algorithm Library auswählbar und auch anlegbar (Custom Scrambles). Praktisch, wenn man nur OLL+PLL oder F2L üben möchte und danach wieder neu scramblen. Sogar einzelne PLLs und OLLs kann man ja explizit Auswählen und Scramblen lassen und muss so die Notation nicht jedesmal invers und rückwärts im Kopf umsetzen. Ich habe die Funktionen persönlich aber noch nicht so genutzt. Werde ich vielleicht zum vollständigen Full-OLL lernen noch mal machen. Dadurch, dass ich keine Konzentration mehr beim Scramblen verschwenden muss, bin ich durch die kurzen Erholungen dazwischen, wo der Robot alles erledigt, jedenfalls viel konzentrierter beim Lösen!