Ansatz einer Lösung für den „Rhombic Diamond“ Zauberwürfel

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Ansatz einer Lösung für den Rhombic Diamond

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Hier folgt nun die alte Version des Artikels mit den Links in den alten Blog:

Aufgrund einer Anfrage von Dominik im alten Blog hatte ich mir den Rhombic Diamond Anfang 2013 noch einmal vorgenommen. Es ist zwar „nur“ ein normaler Shape-Cube, also eine Form-Abwandlung des 3x3x3 Standard-Zauberwürfels, aber hat doch ein paar zusätzliche Schwierigkeiten mit an Bord. Unter den 3×3-Varianten ist er schon einer der anspruchsvolleren Exemplare.

Das mit dem Uhrzeigerproblem hatte ich ja bereits erwähnt (Ausrichten der Centersteine), aber es gibt noch ein paar andere Klippen zu umschiffen, um den Rhombic Diamond zu lösen, selbst wenn man den normalen Zauberwürfel lösen kann (was ich hier voraussetze).

Bisher habe ich ihn wenig gelöst, weil ich den Rhombic Diamond nicht besonders gut zu drehen finde. Daher gibt es auch noch kein brauchbares Erklärvideo. Aber die folgenden Gedankensplitter helfen hoffentlich über die eine oder andere auftretende Hürde.

Grundsätzliches

Die Abbildung zeigt, dass beim Rhombic Diamond die Centersteine vierfarbig sind, während sie beim Normalwürfel einfarbig sind. Die normalerweise zweifarbigen Kantensteine sind beim Rhombic Diamond nur einfarbig. Nur die Ecken behalten die Anzahl ihrer Farben; bei beiden Würfeln sind die Ecken dreifarbig.

Nicht auf den Fotos zu erkennen ist jedoch, dass die Farben der gegenüberliegenden Flächen jeweils die gleiche Farbe tragen, es gibt also jeweils zwei weiße, zwei gelbe, zwei rote Kantensteine, etc. Und logischerweise gibt es dann auch jeweils zwei Ecken mit den gleichen Farben, nur andersherum angeordnet. Wenn man die Farben im Uhrzeigersinn abliest, gibt es beispielsweise eine weiß-grün-rote Ecke und eine weiß-rot-grüne Ecke. Genauso bei den Centersteinen: Der rot-grün-gelb-blauen Mitte sitzt der rot-blau-gelb-grüne Centerstein gegenüber, etc.

Schritt 1: Centersteine ausrichten

Zunächst richte ich die Centersteine aus und beachte die Ecken und Kanten dabei gar nicht. Es geht einfach darum, dass das jeweilige Farb-Dreieck auf einem Mittelstein korrekt zum passenden Farb-Dreieck des nächsten Mittelsteins zeigt. Also nur auf die Center schauen und diese entsprechend drehen. Das sollte erstmal kein Problem sein.

Das Tückische ist jedoch, dass es zwei verschiedene Versionen passend ausgerichteter Centersteine gibt, von denen wir aber nur eine gebrauchen können. Ich vermute, hier lag schon das Problem von Dominik, der schrieb: „Ich habe die Centersteine bei meinem Rhombic jetzt alle gesetzt, sitze jetzt an dem Problem, dass ich die großen Steine nicht dazwischen bekomme“.

Vielleicht kann man sich das ‚Netz‘ der ausgerichteten Centersteine mit einem aufgeschnittenen Ball, den man (wie einen Socken) auf links dreht, veranschaulichen: Auch ‚auf links‘ passen die Centersteine zwar farblich korrekt zueinander. Aber wenn man dann versucht, eine Ecke passend einzubauen, dann stellt man fest, dass es keine passende Ecke gibt. Sucht man z.B. die Ecke, die anhand der Center-Dreiecke korrekt zwischen Grün und Rot passen würde, dann zeigt sie dort, wo Orange hin müsste, die Farbe weiß. Eine grün-rot-orange Ecke gibt es gar nicht auf dem Würfel. Dann hat man das Center-Grundgerüst also falsch herum, auf links, aufgebaut.

In diesem Fall bietet es sich an, die Centerstein-Ausrichtung mit einem neuen Farbdreiecks-Paar zu beginnen. Zeigt beim oberen Centerstein beispielsweise Grün nach vorne (wie auf dem Foto) und beim vorderen Centerstein zeigt Grün passend nach oben, dann braucht es nur eine E2-Drehung und eine F2-Drehung, und schon ist das Grün des ehemals hinteren Centersteins korrekt mit dem Grün des oberen Steins gepaart. Davon ausgehend baut man nun das ganze Netz aus korrekt ausgerichteten Centersteinen neu auf. Klingt komplizierter als es ist – ich sollte doch mal ein Video nachliefern…

In der Praxis mache ich das inzwischen so, dass ich mit einem Center beginne, der Rot und Grün enthält. Diesen halte ich nach oben und richte dann zwei Center der Mittelebene daran aus. Wenn dort dann als dritte Farbe orange zueinander zeigt, dann weiß ich, dass ich auf dem falschen Weg bin, denn eine rot-grün-orange Ecke gibt es ja bekanntlich nicht. Ich benötige die „italienischen Farben“ Rot, Grün und Weiß. So kann ich den Fehler erkennen, ohne die Ausrichtung der Centersteine erst einmal komplett falsch aufgebaut zu haben. Mit einer E2-Drehung kann ich dann die beiden anderen Center unter Rot und Grün des oberen Centers holen und korrekt ausrichten. Dann die verbliebenen Center an den drei nun korrekt stehenden Mittelsteinen orientieren.

Schritt 2: Das total bunte „weiße Kreuz“

Das Kantenkreuz der ersten Ebene wird im Prinzip wie in der Zauberwürfel-Anfängerlösung beschrieben gebildet. Es ist egal, auf welcher Seite man es baut. Ich empfehle jedoch, darauf zu achten, dabei nicht die Ausrichtung der Centersteine zu zerstören, denn die ist das Einzige, was uns im Moment auf dem Würfel Orientierung gibt.

Ich bilde das Kreuz beim Rhombic Diamond auf der Unterseite. Und zwar mit Kanten, die auf der Oberseite liegen. Um eine Kante farblich korrekt zwischen den rechten und den unteren Centerstein zu setzen, schaue ich zunächst, ob die passende Farbe auf der Oberseite zu finden ist. Sie sollte vorne, links oder hinten stehen, aber nicht rechts. Denn mit einer R2-Drehung bringe ich den Platz, wo die Kante hin soll, nach oben. Dann drehe ich die passende Kante durch Drehung der U-Ebene über den rechten Centerstein und mit einem erneuten R2 wandert die Kante nach unten an ihren Platz. Nun müsste sie die beiden Center-Dreiecke farblich korrekt verbinden. Das ganze maximal 4mal, dann sieht man an der Unterseite 4 korrekt zwischen den Centerfarben eingesetzte Kanten.

Ich weiß, ein Video würde es anschaulicher machen…

Schritt 3: Ecken der unteren Ebene

Das Einsetzen der Ecken zwischen die korrekt stehenden Kantensteine der unteren Ebene erfolgt genauso wie bei der Anfängermethode beschrieben. Dabei verdrehen sich die Centersteine auch nicht, da die Slots genauso oft geöffnet wie in umgekehrter Drehrichtung geschlossen werden.

Am Ende dieses Schrittes sollte die unerere Ebene komplett gelöst sein und passend unter den Centersteinen der Mittelebene liegen.

Schritt 4: Kanten der mittleren Ebene

Auch das Einbauen der Kantensteine auf der E-Ebene erfolgt genau wie in der Anfängermethode. Da die Kantensteine praktischerweise jeweils nur eine einzige Farbe haben, kann man sie auch gar nicht falsch herum einbauen. Man kann also immer seine Lieblings-Richtung verwenden.

Am Ende dieses Schrittes sind zwei der drei Layer (inklusive Centersteine) gelöst, was der Fachmann F2L nennt…

Schritt 5: Kanten der letzten Ebene

Die letzte Ebene löse ich mit einem Mix aus Anfängermethode und Fridrich-Methode. Hier in der Beschreibung des Lösungsansatzes zum Rhombic Diamond bemühe ich mich jedoch, möglichst nahe an der Anfängermethode zu bleiben.

Da die Kanten aufgrund ihrer Einfarbigkeit keine Orientierung benötigen, müssen sie nur an den richtigen Platz über dem jeweiligen Centerstein der Mittelebene gestellt werden. Dass sich der obere Centerstein wahrscheinlich inzwischen aus seiner Grundposition verabschiedet hat, ignorieren wir bis ganz zum Schluss.

Wie in der Anfängermethode Teil 3 beschrieben, richte ich also die Kantensteine in ihrer korrekten Reihenfolge aus, mit Sune+U oder Sune U‘ Sune.

Schritt 6: Ecken der letzten Ebene positionieren

Nun versuche ich, die Ecken an ihre Plätze zu bringen. Mit der (als letzter Schritt) in der Anfängermethode beschriebenen Gelbe-Ecken-Tauscherei (oder mit einem A-Perm aus der Fridrich-Methode, oder mit Rulu-Rulu aus der alten Anfängerlösung) lässt sich dies oft ganz normal erreichen, aber in 50% der Fälle tritt ein Sonderfall ein, den es am normalen Zauberwürfel nicht gibt. Es ist eine Parity-Situation und kommt daher dass wir ja nicht wissen, ob die (einfarbigen) Kanten des Rhombic Diamond wie im ursprünglichen Zustand korrekt stehen, oder ob sie vertauscht mit ihrem gleichfarbigen Gegenüber bzw. am Platz gedreht stehen. Daher kann es beim Rhombic Diamond vorkommen, dass am Ende zwei Ecken vertauscht stehen. Beim 3er-Standardwürfel gibt es diese Situation nicht. Dort sind es immer 3 oder 4 Ecken, aber niemals 2.

Nun gibt es in der Fridrich-Methode den sogenannten T-Perm, der „T-förmig“ zwei Ecken und zwei Kanten vertauscht. Beim 2x2x2-Würfel kann man diesen Zug gut nutzen, wenn nur 2 Ecken getauscht werden müssen, denn er hat ja keine (sichtbaren) Kantensteine. Aber hier würde er natürlich auch die beiden Kanten tauschen, die aber nicht mehr getauscht werden sollen. Aber da kann man sich mit einem kleinen Trick behelfen: Vor Ausführung des T-Perms stellt man die gleichfarbige Kante der Unterseite an die Stelle, mit der der T-Perm tauscht. Dann tauscht er zwei gleich aussehende Kanten, was uns nicht weiter stört. Aber die beiden Ecken sind dann getauscht und wir haben das Parity-Problem gelöst.

In der Praxis sieht das so aus: Der T-Perm, wie ich ihn anwende, tauscht die beiden rechten Ecken der oberen Ebene, sowie die beiden Kanten rechts und links auf der oberen Ebene. Also wie ein nach rechts gekipptes T. Der T-Perm geht folgendermaßen:

R U R‘ U‘    R‘ F R2    U‘ R‘ U‘   R U R‘ F‘

Falls Ihr den noch nicht kennt, probiert ihn vielleicht erst einmal an einem gelösten Zauberwürfel aus. Dann seht Ihr, was der T-Perm genau macht. Nach einer zweiten Anwendung ist der Würfel dann wieder gelöst.

Um beim Rhombic Diamond mit dem T-Perm zwei Ecken zu tauschen, ohne dabei wieder Kanten durcheinander zu bringen, stellen wir dem T-Perm einfach eine L2-Drehung voran. Dadurch haben die beiden Kanten, die getauscht werden, die gleiche Farbe. Nach dem T-Perm dann wieder ein L2, und schon ist erreicht, was wir erreichen wollten.

Also L2 + T-Perm + L2. Dieses L2 hier nennt man übrigens einen Setup-Move. Nach dem T-Perm wird dieser Setup Move wieder zurückgenommen.

Am Ende von Schritt 6 sind alle Ecken am richtigen Platz, wenn auch teilweise noch falsch gedreht. Der restliche Rhombic Diamond ist fertig, bis auf den oberen Centerstein.

Schritt 7: Ecken der letzten Ebene orientieren

Um die noch verdreht stehenden Ecken an ihrem Platz zu drehen, verwende ich die Zugfolge aus der Anfängermethode. In der Hälfte der Fälle ist der Rhombic Diamond nun schon fertig gelöst. Im anderen Fall steht lediglich der obere Centerstein noch falsch. Dann benötigen wir noch einen weiteren Schritt:

Schritt 8: Oberen Centerstein drehen

Da wir von Anfang an auf die korrekte Lage der 5 ‚unteren‘ Centersteine geachtet haben (jedenfalls bei meiner Methode), kann jetzt höchstens noch der obere Centerstein falsch sitzen. Freundlicherweise gibt es aus Parity-Gründen nicht den Fall, dass nur ein einzelner Mittelstein um 90° verdreht ist – entweder steht der letzte Mittelstein also richtig, oder er muss um 180° gedreht werden. Dafür gibt es ja die Lösung zum Uhrzeigerproblem. Den oberen Centerstein wenden wir also um 180° mit dieser Zugfolge:

(U‘ R‘ U‘ R) 5mal

(5 mal ausführen)

Spätestens jetzt sollte der Rhombic Diamond gelöst sein. Falls bei Euch noch andere Centersteine falsch gedreht sind, dann findet Ihr die nötigen Züge in dem Uhrzeigerproblem-Artikel.

Ich hoffe, mein Lösungsansatz war hilfreich. Vielleicht mach ich ja doch mal ein Video zum Rhombic Diamond. Für Fragen, Anregungen, Lob und Dank, Kritik, Rhombic-Diamond-Flüche, etc. gibt es die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

 

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